10 Schritte zur digitalen Transformation in der Immobilienbranche
Für viele Unternehmen ist die Digitalisierung Fluch und Segen zugleich. Die Digitalisierung braucht eine Strategie, die tief im Unternehmen verwurzelt ist. Digitale Transformation ist nicht Sache der IT-Abteilung, sondern eine Aufgabe, die das ganze Unternehmen fordert. Denn bei der digitalen Transformation geht es nicht in erster Linie um Technische Innovationen oder neue Software, sondern um neue Geschäftsmodelle und andersartige Denkansätze.
Dass die digitale Transformation in nahezu allen Sektoren der Wirtschaft stattfindet, steht ausser Frage. Auch die Immobilienbranche befindet sich im Wandel: Moderne Technologien und neue Geschäftsmodelle revolutionieren den Markt. Die fortschreitende Digitalisierung hat nicht nur Einfluss auf die Gestaltung der Liegenschaften selbst, sondern auch auf deren Erstellung, Vermarktung und Bewirtschaftung. Die Bedürfnisse der Mieter verändern sich im Zuge der Digitalisierung ebenfalls. Es kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass die digitale Transformation entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Real Estate Sektor zu tiefschürfenden Veränderungen führt und noch führen wird.
Von den vielfältigen Möglichkeiten des 3D-Drucks, der die ganze Baubranche aufrütteln könnte, bis hin zu smartem Gebäude-management, Wohnungsbesichtigungen mittels Virtual Reality oder ausgeklügelten Smarthome-Systemen, die Bandbreite an Lösungen und neuen Geschäftsmodellen, die die Digitalisierung auch dem Immobiliensektor beschert, ist enorm.
Mittels BIM (Building Information Modeling) wurde der Bauprozess in vielen Ländern bereits revolutioniert, indem sämtliche Beteiligten jederzeit auf dieselben Daten zugreifen können. Innovationen wie automatisierte Schliesssysteme, ein smartes Gebäudemanagement oder die digitale Auswertung von Daten können nicht nur die Effizienz steigern und Kosten einsparen, sondern auch völlig neue Geschäftsmodelle etablieren.
Der Übergang in die digitale Welt lässt sich denn auch nicht durch die Entwicklung von Apps oder einer neuen Website bewerkstelligen. Um erfolgreich den Schritt in die digitale Welt zu schaffen, ist ein Umdenken in der ganzen Organisation notwendig. Nur durch eine konsequente Anpassung der gesamten Unternehmens-DNA an die veränderte Umweltanforderungen werden aus den Risiken der digitalen Welt Chancen, sich zukünftig im Wettbewerb erfolgreich durchsetzen zu können. Die Wichtigkeit der digitalen Transformation für das ganze Unternehmen benötigt entsprechende Ressourcen und eine übergeordnete Strategie.
10 Schritte zur digitalen Transformation
Der folgende Leitfaden soll bei der Planung einer digitalen Transformation als Orientierungshilfe dienen.
1. Orientierungsphase: Als erstes gilt es, den Status Quo zu ermitteln: Wo besteht Optimierungsbedarf, welches sind die wichtigsten Handlungsfelder, was sind die Ziele & welche KPIs sollen damit erreicht werden? Folgende Fragen sollten dazu beantwortet werden: Wo steht das Unternehmen im Hinblick auf die Digitalisierung? Wo gibt es Handlungsbedarf? Wie sieht der Markt aus? Was machen die Wettbewerber?
Beschreiben Sie ein neues Business Modell, welches an die digitale Welt angepasst ist. Identifizieren Sie Wachstumspotentiale, welche mit digitalen Technologien erschlossen werden können und leiten Sie daraus neue Geschäftsmodelle ab.
2. Digitalisierungsstrategie entwickeln: In einem nächsten Schritt werden die Daten und Erkenntnisse aus der Orientierungsphase analysiert und darauf basierend eine Strategie erarbeitet. Welche Prozesse, Abteilungen, Geschäftsbereiche sollen eingebunden, welche Geschäftsmodelle digitalisiert werden?
3. Verantwortlichkeiten klären: Wer ist für die Digitalisierung verantwortlich? Die digitale Transformation betrifft sämtliche Geschäftsfelder, entsprechend müssen die Ressourcen geplant werden. Digitalisierung ist kein Job für die IT-Abteilung, sondern soll unternehmensübergreifend und auf Chefebene stattfinden. Sind die Zuständigkeiten geklärt, folgt ein Projekt-Setup und die Ernennung eines Digitalisierungsverantwortlichen mit entsprechenden Befugnissen und Einflussmöglichkeiten
4. Digitales Ökosystem: In einem weiteren Schritt wird geklärt, für welche Bereiche externe Berater und Partner hinzugezogen werden sollen. Zusätzlich kann man sich erkundigen, wo Partner, Lieferanten und Dienstleister bereits ähnliche Schritte gemacht haben. Wo gibt es Synergien? Der so entstandene Erfahrungsaustausch und Innovationstransfer kann wichtige Erkenntnisse liefern. Auch neue Partnerschaften aus dem Digitalisierungs-Umfeld sollen geprüft werden. Schliesslich steht die Auswahl adäquater digitaler Technologien und Instrumente an, sowie die Suche nach dem / den richtigen Partner /n für die Umsetzung.
5. Wertschöpfungskette digitalisieren: Hier geht es darum, die konkreten Schritte festzulegen: Infrastruktur muss bereitgestellt, ein Budget festgelegt, eine nützliche Prozesslandschaft gestaltet sowie ein angepasster Businessplan erstellt werden. Im Idealfall werden diese Schritte zentral gesteuert. Von hier werden auch die einzelnen Schritte für die jeweiligen Fachbereiche geplant, eine Digital Roadmap erstellt, Milestones und Zuständigkeiten definiert. Falls nicht bereits geschehen, soll nun auch der CDO ernannt werden.
6. Mitarbeiter miteinbeziehen: Digitale Transformation bedingt vor allem auch firmenkulturelle und organisatorische Anpassungen. Entsprechend sind Mitarbeitende zu informieren, einzubinden, motivieren, schulen. Aber auch die Schaffung von Change Management Programmen, agiles Projektmanagement und interdisziplinäre Strukturen sollen an dieser Stelle in Angriff genommen werden.
7. Priorisieren: Welche Schritte haben die grösste Dringlichkeit? Was kann warten? Was kann schnell umgesetzt werden? Wo kann ich schnell kleine Erfolge erzielen? Fokus auf das Mach- und das Messbare. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich Projekte zu „wilden Experimentierfeldern“ entwickeln, wenn kontinuierlich neue Ideen und Änderungen einfliessen.
8. Schrittweises Vorgehen: Einzelne Schritte sind einfacher umzusetzen und bringen schnellere Erfolgserlebnisse. Es empfiehlt sich, Ideen modular umzusetzen, um sie dann rollend verändern oder aktualisieren zu können. Ganz wichtig ist die Etablierung einer Fehlerkultur, «failing forward» ist hier das Stichwort: Man macht schnell kleine Schritte und setzt erste Massnahmen um, lernt laufend aus den gemachten Fehlern, nimmt die nötigen Anpassungen vor und geht weiter.
9. Digitalisierung der Kundenbeziehung: Hierhin gehört sämtliche Kommunikation nach aussen, die Ausarbeitung einer angepassten Marketing-Strategie, die Schaffung neuer Vertriebskanäle, die Entwicklung neuer Kundenerlebnisse. Bereits gewonnene Daten können für weiterführende Analysen und neue Kundenerlebnisse genutzt werden.
10. Evaluierung: Schliesslich werden die gesetzten Ziele & KPIs überprüft. Neue Technologien und Wettbewerber sollen dabei stets im Auge behalten werden, denn: Eine digitale Transformation ist ein fortlaufender, zirkulärer Prozess, der ständig aktuellen Entwicklungen angepasst werden muss.
Eine Digitalisierungsstrategie umzusetzen mag eine Herausforderung und ein erheblicher Aufwand sein, aber ein übergreifender Ansatz bietet Unternehmen auch die Möglichkeit, bestehende Prozesse zu optimieren und den eigenen Unternehmenswert durch neue Geschäftsmodelle und Innovationen zu steigern.
Die zentralen Fragen bleiben bestehen: Wie gehe ich an die digitale Transformation heran? Wie entwickle ich die digitalen Potenziale in meinem Unternehmen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben?